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Abwanderung von Hochqualifizierten: gemeinsame Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität in allen EU-Regionen erforderlich  

Die Abwanderung junger und gut ausgebildeter Arbeitskräfte ist eine enorme Herausforderung für die lokalen Gemeinschaften in der gesamten Europäischen Union. Der Europäische Ausschuss der Regionen (AdR) warnt davor, dass der Braindrain, d. h. die Abwanderung von Hochqualifizierten, die langfristige Tragfähigkeit des europäischen Projekts gefährdet, wenn die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den Ausgangs- und Zielregionen nicht angegangen werden. Die von Emil Boc (RO/EVP), Bürgermeister von Cluj - Napoca und ehemaliger Ministerpräsident Rumäniens, erarbeitete Stellungnahme zu diesem Thema wurde auf der AdR-Plenartagung am 12. Februar erörtert und verabschiedet.

Dem Wettbewerbsindex des Weltwirtschaftsforums zufolge zählen viele östliche und südliche EU-Mitgliedstaaten derzeit zu den Ländern der Welt, denen es am wenigsten gelingt, ihre Talente zu halten. So leben derzeit etwa 3 Millionen Rumäninnen und Rumänen in einem anderen Mitgliedstaat. Da insbesondere Hochqualifizierte abwandern, erzeugt der Braindrain einen Teufelskreis, der den Übergang zu einem nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsmodell, das auf der wissensbasierten Wirtschaft und Produkten mit hohem Mehrwert basiert, erschwert.

„Es muss dringend Ausgewogenheit zwischen zwei wesentlichen Grundsätzen der Europäischen Union erreicht werden: der Freizügigkeit der Arbeitnehmer und wirtschaftlicher und sozialer Konvergenz zwischen den Regionen. Die Bürger und Arbeitnehmer müssen sich in der EU frei bewegen können; sie sollten jedoch nur aus freien Stücken von der Freizügigkeit Gebrauch machen, und nicht weil Armut und schlechte wirtschaftliche Aussichten sie dazu zwingen, ihre Region zu verlassen“, so der Berichterstatter Emil Boc.

Der AdR fordert daher die neue Europäische Kommission auf, sich mithilfe von maßgeschneiderten Strategien und Instrumenten intensiver um die Verringerung der regionalen Ungleichheiten zu bemühen und dafür sowohl kohäsionspolitische Mittel als auch andere Finanzierungsquellen zu nutzen. Er begrüßt das politische Bekenntnis der Kommission zu einem gerechten Mindestlohn in Europa, da hiermit die Frage des Lebensstandards und der Arbeitsbedingungen angegangen würde und unmittelbarer Einfluss auf die Lebensqualität in den Ausgangsregionen genommen werden könnte.

Der AdR schlägt in seiner Stellungnahme vor, auf EU-Ebene einen Mechanismus zur Integration und Koordinierung politischer Maßnahmen zur Eindämmung der Abwanderung von Hochqualifizierten einzurichten, da alle Aspekte des Braindrains (Zuwanderung von Hochqualifizierten („Brain Gain“), Bildungsvergeudung („Brain Waste“), freier Wissensverkehr („Brain Circulation“), Remigration) gemeinsam mit der lokalen, regionalen und nationalen Ebene angegangen werden müssen. Besonders wichtig ist der Abbau struktureller Faktoren, die die Abwanderung von Hochqualifizierten verschärfen, wie z. B. fehlende Bildungsmöglichkeiten, Verkehrsinfrastruktur oder digitale Infrastruktur. Die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften sind selbst am besten in der Lage dazu, ihre spezifischen Stärken und die erforderlichen Talente und Maßnahmen zu ermitteln.

„Die Aufgabe der Städte und Regionen besteht darin, innovative Maßnahmen zu entwickeln, um Talente in der Region zu halten bzw. zurück in die Region zu holen. Durch eine bessere Lebensqualität kann die Attraktivität für gut ausgebildete Arbeitskräfte äußerst wirkungsvoll gesteigert werden“, betont Berichterstatter Emil Boc und weist darauf hin, dass es der Metropolregion Cluj-Napoca in den letzten 20 Jahren gelungen ist, ihre Bevölkerung erheblich zu vergrößern. Die Stadt verzeichnete in den letzten zehn Jahren die höchste Wachstumsrate des Landes und zählt dem Lebensqualität-Index zufolge zu den rumänischen Städten mit der höchsten Lebensqualität. Der Bürgermeister erläutert, dass dies durch ein partizipatives Governance-Modell erreicht wurde, an dem Universitäten und Hochschulen, die Privatwirtschaft, NRO, die Bürgerinnen und Bürger und die öffentliche Verwaltung beteiligt sind. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und von Innovationsökosystemen sowie auf der Schaffung von guten Arbeitsplätzen, Bildungsangeboten und Dienstleistungen ebenso wie auf kulturellen Aktivitäten.

„Städte und Regionen können ihre Attraktivität steigern, u. a. durch die Förderung von Maßnahmen und Instrumenten zur Unterstützung unternehmerischer Initiative vor Ort, selbstständiger Erwerbstätigkeit und alternativer Geschäftsmodelle. Partnerschaften zwischen lokalen Behörden, Unternehmen und Universitäten und Hochschulen sind wichtige Motoren für Wachstum und Entwicklung auf der lokalen Ebene. Es ist wichtig, die Bedeutung der Universitäten und Hochschulen sowie von Berufsbildungsanbietern für die lokale Entwicklung in der wissensbasierten Wirtschaft zu begreifen“, so Emil Boc abschließend.

Weitere Informationen:

Der Rat „Bildung, Jugend, Kultur und Sport“ hält am 20. Februar 2020 eine Grundsatzdebatte zum Thema „Freier Wissensverkehr – eine treibende Kraft für den europäischen Bildungsraum“ ab. Berichterstatter Emil Boc stellte den Stellungnahmeentwurf des AdR auf Einladung des kroatischen EU-Ratsvorsitzes am 23. Januar im Ausschuss für Bildungsfragen des Rates vor. Der kroatische Vorsitz hat eine ausgewogene Mobilität von Wissenschaftlern und Forschern, die Förderung hochwertiger und lebenslanger Bildung sowie die Entwicklung von Kompetenzen für die Arbeitsplätze der Zukunft in seine Prioritäten aufgenommen.

Im November 2018 veröffentlichte der AdR eine Studie zum Thema „Abwanderung hochqualifizierter Kräfte: die lokale und regionale Dimension“ , in der Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Regionen ihre Attraktivität steigern können, um junge Hochqualifizierte in der Region zu halten bzw. sie wieder zurückzuholen. Darin werden 30 erfolgreiche Initiativen von lokalen und regionalen Gebietskörperschaften aus 22 Mitgliedstaaten vorgestellt.

Ansprechpartner:

Lauri Ouvinen

Tel.: +32 22822063

lauri.ouvinen@cor.europa.eu

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