Gerry Woop: "Berlin will europäischen Austausch über Fachkräftesicherung in der grünen und digitalen Transformation fördern."
Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Regionen der EU begrüßen die verstärkten Bemühungen der Europäischen Kommission, territoriale Ungleichheiten zu verringern und die Regionen zu unterstützen, die Herausforderungen wie Entvölkerung und die Abwanderung Fachkräften bewältigen müssen. Die kürzlich in der Mitteilung „Talenterschließung in Europas Regionen“erläuterten Maßnahmen müssen jedoch durch maßgeschneiderte Ansätze unterstützt werden, die mit einer gestärkten Kohäsionspolitik einhergehen. Ländliche Gebiete müssen dabei besonders in den Fokus genommen werden, da ihre Zukunft davon abhängt, ob es ihnen gelingt, junge Fachkräfte zu halten und neue anzuziehen. Diese Botschaft richteten die Mitglieder des Europäischen Ausschusses der Regionen im Rahmen ihrer heutigen Plenardebatte an Dubravka Šuica, Vizepräsidentin für Demokratie und Demografie der Europäischen Kommission.
In der Debatte mit Vizepräsidentin Šuica warnten die Kommunal- und Regionalpolitiker davor, dass die Abwanderung von Fachkräften und die zunehmenden regionalen Unterschiede die langfristige Tragfähigkeit des europäischen Projekts gefährden. Sie fordern nachdrücklich, die Besonderheiten, Herausforderungen und Chancen dieser Regionen besser zu erforschen, um maßgeschneiderte Maßnahmen für jede Region zu entwickeln, und dabei insbesondere den Umschulungs- und Weiterbildungsbedarf im Zusammenhang mit dem ökologischen und dem digitalen Wandel zu berücksichtigen.
Dubravka Šuica, Vizepräsidentin für Demokratie und Demografie der Europäischen Kommission, erklärte: "Die Freizügigkeit ist eine der wertvollsten Errungenschaften der EU. Ergänzend dazu müssen wir dafür sorgen, dass Regionen, deren Bevölkerung schrumpft und die dadurch in eine "Talententwicklungsfalle" geraten, über die Mittel verfügen, um die Früchte ihrer Investitionen anzuziehen und zu nutzen. Der demografische Wandel kann eine Chance sein, die Widerstandsfähigkeit aller EU-Gebiete zu stärken."
Gerry Woop (DE/SPE), Berliner Staatssekretär für Europa, sagte: "Die in der „Mitteilung über Talententwicklung in den Regionen Europas“ enthaltenen Maßnahmen stellen aus Berliner Perspektive gute Ansatzpunkte zur Fachkräfteentwicklung dar und werden daher von uns begrüßt. Dabei soll vor allem "Gute Arbeit", also sozialversicherungspflichtige und unbefristete Arbeitsverhältnisse gesichert und gefördert werden. Wir wollen Arbeit und Beschäftigung durch Integrationskultur ermöglichen. Ein weiteres Ziel ist es, die Ausbildungsquote zu erhöhen und den Übergang von Schule in Arbeit zu stärken. Den dafür nötigen europäischen Austausch von Erfahrungen und Beispielen guter Praxis will auch Berlin fördern. Dazu planen wir eine Konferenz im Rahmen des Europäischen Jahres der Kompetenzen. Themen sollen u.a. die Fachkräftesicherung in der grünen und digitalen Transformation sowie lebensbegleitendes Lernen sein."
Tobias Gotthardt (DE/Renew), Mitglied des Bayerischen Landtags, sagte: "Der Pfad des Europäischen Jahres der Kompetenzen beginnt beim philosophischen Gedanken, fürs Leben zu lernen. Daran müssen wir lebensnahe Lehrpläne an unseren Schulen ebenso orientieren wie Angebote der Alltagskompetenz und gezielte Berufsinformation als Bildungsziel aller Schularten. Das geht nur im engen Austausch der Kommunen und Regionen. Davon ausgehend, muss die berufliche Ausbildung europaweit gleichwertig wahrgenommen werden mit dem akademischen Weg - oder auf gut deutsch: Meister und Master begegnen sich auf Augenhöhe. Beides öffnet Horizonte, beides fordert lebenslänglich - und dafür die richtigen Angebote europaweit zu machen, ist Aufgabe der Sozial- und Bildungspolitik weltweit. Wenn das Europäische Jahr hier konkret wirken möchte, muss es die Verantwortlichen neu vernetzen, den grenzübergreifenden Bildungsaustausch konkret fördern. Das ist anspruchsvoll - aber machbar, wenn man es regional und kommunal verankert."
In der Mitteilung der Europäischen Kommission werden 46 EU-Regionen aufgeführt, die bereits in einer „Talententwicklungsblockade“ stecken, sowie 36 Regionen, die kurz davorstehen.Diese Regionen verteilen sich auf 16 Mitgliedstaaten überwiegend in Süd- und Osteuropa, wo insgesamt fast 30 % der EU-Bevölkerung leben. Sie leiden besonders stark unter niedrigen Geburtenraten, einem Rückgang ihrer Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, einem geringen Anteil an Universitäts- und Hochschulabsolventen und der Abwanderung von Fachkräften. Die Kommission schlägt die Einrichtung eines Talentförderungsmechanismus (Talent Booster Mechanism) vor, der auf acht Säulen aufbaut und diesen Regionen gezielte Unterstützung und Hilfestellung bietet.
Auf der Plenartagung steht morgen die Verabschiedung einer Entschließung an, in der nachdrücklich gefordert wird, den Übergang von Regionen, die in einer Talententwicklungsblockade stecken, voranzutreiben und den digitalen Zusammenhalt als Ziel der Europäischen Union zu fördern. Ferner werden ein strategischer Ansatz für die Integration von Drittstaatsangehörigen in die EU als potenzieller Motor für das lokale Wachstum gefordert und die entscheidende Rolle der EU-Kohäsionspolitik und der regionalen Strategien für intelligente Spezialisierung für die Stimulierung dynamischer Innovationsökosysteme hervorgehoben. Besondere Aufmerksamkeit sollte den ländlichen und abgelegenen Gebieten, den Inseln sowie allen Gebieten mit schweren und dauerhaften natürlichen oder demografischen Nachteilen gelten, da es in diesen Regionen durch die Abwanderung junger Menschen in Verbindung mit sinkenden Geburtenraten immer schwieriger wird, grundlegende öffentliche Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und die Wirtschaft zu fördern.
Dietmar Brockes (DE/Renew), Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen, sagte: "Wir sind der Meinung, dass es einer zweigleisigen Strategie bedarf: Erstens das gezielte Ausbilden und Qualifizieren des vorhandenen Arbeitsmarktpotenzials. Zweitens das Anwerben und der gesteuerte Zuzug von Arbeitskräften, der sich am Bedarf orientiert. Dabei müssen natürlich langfristige Perspektiven geboten werden. Länder wie Kanada machen es vor. Dort gibt es übrigens auch eigene Kontingente für die Provinzen."
In der Entschließung wird ferner hervorgehoben, dass die gesamte europäische Politik, einschließlich der neuen Maßnahmen für die Bindung und Anwerbung von Fachkräften in den Regionen der EU, dem Zusammenhalt nicht schaden darf. Morgen, am 16. März, wird der AdR gemeinsam mit den anderen Partnerverbänden der #CohesionAlliance den neuen Kurs der größten EU-weiten Allianz für eine starke Kohäsionspolitik festlegen.Einzelheiten zu der Veranstaltung finden Sie hier.
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