Maltesische Präsidentin Marie-Louise Coleiro Preca und EU-Kommissar Karmenu Vella in Sitzung des Europäischen Ausschusses der Regionen auf Gozo (Malta) Die Mitglieder der Fachkommission für natürliche Ressourcen (NAT) des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) kamen auf Gozo zusammen, um Fragen der blauen Wirtschaft zu erörtern. Mit einem Umsatz von 566 Milliarden Euro macht die blaue Wirtschaft 1,3 % des gesamten BIP der EU aus und sichert Arbeitsplätze für 3,5 Millionen Menschen ( Quelle: Europäische Kommission 2018 ). Weitere Schwerpunktthemen auf Gozo waren die grenzübergreifende Zusammenarbeit bei der Katastrophenvorsorge und die neue europäische Agenda für die Entwicklung der maritimen Industrie. Die Konferenz und Sitzung der Fachkommission NAT, an denen mehr als 100 Vertreter teilnahmen, wurden von Samuel Azzopardi (MT/EVP), Präsident der Region Gozo und Bürgermeister der Inselhauptstadt Victoria, organisiert.
Zum Auftakt der Konferenz „ Nachhaltige Entwicklung der blauen Wirtschaft “ auf Gozo erklärte der Vorsitzende der Fachkommission NAT Ossi Martikainen (FI/ALDE): „ Die blaue Wirtschaft ist einer der Schwerpunktbereiche der Fachkommission für natürliche Ressourcen des AdR. Sie birgt ein großes sozioökonomisches Potenzial, nicht nur für Küsten- und Meeresregionen, sondern auch für die gesamte Europäische Union. Die blaue Wirtschaft reicht von traditionellen Branchen wie Seeverkehr bis zu innovativen Sektoren wie blaue Biotechnologie und Meeresenergie. Wir brauchen unbedingt eine gemeinsame europäische Agenda, um das Potenzial dieses Sektors voll zu erschließen und in wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltiges Wachstum und entsprechende Arbeitsplätze umzumünzen. “
Gastgeber Samuel Azzopardi (MT/EVP), Präsident der Region Gozo und Bürgermeister von Victoria, erklärte: „ Die blaue Wirtschaft ist der Weg, damit die Nutzung maritimer Ressourcen mit Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen für unsere Gemeinschaften einhergeht . Wir unterstützen den Standpunkt des AdR, die blaue Wirtschaft nicht als Randsektor zu betrachten, sondern zu einem festen Bestandteil der Wirtschaftspolitik der EU zu machen. Ein nachhaltiges Wachstum steht im Zentrum der politischen Prioritäten der Region Gozo. Die Insel ist auch ein Nettoerzeuger sauberer Energie, die in das maltesische Stromnetz eingespeist wird, und wir sind auf gutem Weg, bis 2020 eine ökologische Insel zu werden. “ Die Ökostrategie der Insel Gozo wurde 2009 eingeleitet.
Die Präsidentin der Republik Malta Marie-Louise Coleiro Preca erklärte: „ Unsere Politik muss darin bestehen, durch langfristige nachhaltige Investitionen die große biologische Vielfalt des Mittelmeers zu schützen und unseren Bürgerinnen und Bürgern gleichzeitig neue Erwerbsquellen zu bieten. Im Durchschnitt ist die blaue Wirtschaft in allen EU-Mitgliedstaaten stärker gewachsen als die jeweilige Volkswirtschaft. Die Meereswirtschaft wächst seit einigen Jahren stetig und wird ihr Volumen – da bin ich zuversichtlich – bis 2030 verdoppeln können.“
Malta gehört zu den fünf EU-Mitgliedstaaten, in denen die blaue Wirtschaft am stärksten zum BIP beiträgt (4,7 %). Die maltesische Meereswirtschaft gibt rund 10 400 Menschen Arbeit und steht für eine Bruttowertschöpfung von 406 Millionen Euro.
Nach den Worten des für Umwelt, Meerespolitik und Fischerei zuständigen EU-Kommissars Karmenu Vella „ besteht nach wie vor eine erhebliche Investitionslücke, die nur durch besondere Finanzmittel für die blaue Wirtschaft geschlossen werden kann. Deshalb wollen wir unbedingt Investoren anziehen. Wir arbeiten derzeit an einer Investitionsplattform für die blaue Wirtschaft, in der bereits 600 kreditwürdige Projekte in der Entwicklungsphase verzeichnet sind. Als nächstes werden wir im Mai den europäischen Tag der Meere in Lissabon nutzen, um einen Dienst zur Förderung der Investitionsbereitschaft in Startups und KMU der blauen Wirtschaft vorzustellen.“
Die blaue Wirtschaft umfasst alle Wirtschaftstätigkeiten im Zusammenhang mit den Ozeanen, Meeren und Küsten, u. a. die Fischerei, den Schiffbau, den Küstentourismus sowie die blaue Biotechnologie und die Offshore-Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Die Entwicklung einer nachhaltigen blauen Wirtschaft trägt entscheidend zur Verwirklichung des Nachhaltigkeitszieles Nr. 14 der Vereinten Nationen bei.
Die Mitglieder der Fachkommission nahmen in ihrer 23. Sitzung den Entwurf einer Stellungnahme von Berichterstatter Roberto Ciambetti (IT/EKR) zur „ Grenzübergreifenden Dimension der Katastrophenvorsorge “ an. Der Präsident des Regionalrates von Venetien erklärte: „ Wir müssen uns stärker gegen Naturkatastrophen rüsten und so Verantwortung gegenüber unseren Bürgern übernehmen. Wir müssen die Erfassung und Bewertung der Risiken vorantreiben und auch in Expertengruppen, akademische Ausbildungsgänge und Schulungen für lokale Verwaltungsbeamte investieren. “ Die Stellungnahme soll auf der Plenartagung am 26./27. Juni 2019 verabschiedet werden.
Die Mitglieder nahmen zudem einen Stellungnahmeentwurf zum Thema „ Eine neue europäische Agenda zur Beschleunigung der Entwicklung der maritimen Industrie “ an. Berichterstatter Christophe Clergeau (FR/SPE), Mitglied des Regionalrats der Region Pays-de-la-Loire, erklärte: „ Die blaue Wirtschaft muss im Mittelpunkt der Prioritäten der nächsten Europäischen Kommission stehen. Mit einer europäischen Politik, die ehrgeizige Ziele, eine Industriepolitik und ein Engagement für den ökologischen Wandel in diesem Bereich miteinander verbindet, können in der maritimen Wirtschaft viele hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden. Um Erfolg zu haben, müssen wir auf den Ökosystemen der wichtigen europäischen Meeresregionen aufbauen, Innovation und die Entwicklung neuer Produkte finanzieren, die traditionellen Branchen Fischerei und Schiffbau unterstützen und auch neue Technologien wie erneuerbare Meeresenergie und biobasierte meereswirtschaftliche Unternehmen fördern.“ Die Stellungnahme soll auf der Plenartagung am 26./27. Juni 2019 verabschiedet werden.
Die Mitglieder nahmen ferner den Entwurf einer Stellungnahme von Berichterstatter Uno Silberg (EE/EA) zum Thema „ Für einen umfassenden EU-Rahmen für endokrine Disruptoren “ an. Das Mitglied des Gemeinderats von Kose erklärte: „ Endokrine Disruptoren haben verheerende langfristige Auswirkungen nicht nur auf die menschliche Gesundheit, sondern auch auf die Tier- und Pflanzenwelt. Sie sind weit verbreitet, aber die von ihnen ausgehenden Gefahren sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Wir müssen hier das Problembewusstsein durch Informationsmaßnahmen und koordinierte Aktionen auf allen Ebenen verbessern. Die Gesundheit des Menschen muss Vorrang haben und die Belange der Verbraucher und der Wirtschaft sind dabei zu berücksichtigen. “ Die Stellungnahme soll auf der Plenartagung am 26./27. Juni 2019 verabschiedet werden.
Die Mitglieder erörterten zudem folgende Stellungnahmen:
Fortschritte bei der Umsetzung der EU-Forststrategie von Berichterstatter Ossi Martikainen (FI/ALDE), NAT - Vorsitzender und Mitglied des Gemeinderats von Lapinlahti.
Aktives und gesundes Altern von Berichterstatterin Birgitta Sacrédeus (SE/EVP), Mitglied der Regionalversammlung, Provinziallandtag von Dalarna.
Agropastoralismus von Berichterstatter Jacques Blanc (FR/EVP), Bürgermeister von La Canourgue.
Die Fotos der 23. Sitzung der Fachkommission NAT und der Konferenz stehen auf Flickr zur Verfügung.
Hintergrund: Jahresbericht 2018 zur blauen Wirtschaft in der EU .
Ansprechpartner: David Crous | david.crous@cor.europa.eu | +32 (0)470 88 10 37