Preis für lokales Jungunternehmertum im Mittelmeerraum geht an libysches Modelabel Die Auszeichnung „Lokales Jungunternehmertum im Mittelmeerraum 2019“ wurde am 26. Februar einem libyschen Mode- und Textilunternehmen verliehen. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Plenartagung der Versammlung der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften Europa-Mittelmeer (ARLEM) statt, zu der über 100 lokale und regionale Entscheidungsträger im spanischen Sevilla zusammengekommen waren, um über Möglichkeiten zur Stärkung des Jungunternehmertums und der Stellung von Frauen, Verbesserung der Regierungsführung, Intensivierung der direkten Zusammenarbeit zwischen Städten und Migrationssteuerung zu diskutieren.
Die Auszeichnung ging an Zimni Jdeed , ein Mode- und Textilunternehmen aus Tripolis, das traditionelle Kleidungsstücke mit großem Erfolg neu interpretiert. Das Modelabel wurde vor drei Jahren von der Jungunternehmerin Najway Altahir Mohammed Shukri und ihrem Bruder Ali gegründet. Derzeit beschäftigen sie sechs Näherinnen und bieten damit Frauen ein gutes Arbeitsumfeld. Um die Auszeichnung, die dieses Jahr zum ersten Mal verliehen wird, haben sich insgesamt 24 Kandidaten aus neun Ländern beworben.
In seiner Laudatio betonte Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen , dass es „überall im Mittelmeerraum den Wunsch nach mehr Zusammenarbeit und Nutzung des enormen Potenzials dieser Region“ gebe. „Indem wir junge Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht stärken, können wir das Unternehmertum ankurbeln und neue Arbeitsplätze schaffen. Mittels dezentraler Zusammenarbeit können wir die Integration der Region vertiefen, grenzübergreifende Herausforderungen wie Migration und soziale Ausgrenzung bewältigen und eine nachhaltige Entwicklung gewährleisten .“
Lahcen Amrouch , Bürgermeister der marokkanischen Stadt Argana , der in Vertretung des Ko-Vorsitzenden der ARLEM Mohammed Boudra an der Sitzung teilnahm, hob hervor, dass “ das Jungunternehmertum eine Priorität der ARLEM“ sei. „Aus diesem Grund haben wir die ARLEM-Auszeichnung ins Leben gerufen, mit der das Jungunternehmertum gestärkt und jene ins Rampenlicht gerückt werden sollen, die sich von den Schwierigkeiten einer Unternehmensgründung nicht abschrecken lassen. Wir fordern die nationalen Regierungen nachdrücklich dazu auf, die Rechtsvorschriften für Unternehmen zu vereinfachen, den Verwaltungsaufwand und die Steuerbelastung zu senken, Gründerzentren einzurichten und Kleinstkreditprogramme zur Förderung des Jungunternehmertums aufzulegen. “
Nasser Kamel, Generalsekretär der Union für den Mittelmeerraum , wies darauf hin, dass “ die Arbeit der ARLEM außerordentlich wichtig“ sei. „Sie vertritt die Bevölkerung der Region Europa-Mittelmeer – über 800 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die unser Engagement und unseren Einsatz für die Förderung des Dialogs und der Zusammenarbeit brauchen. Die ARLEM verleiht der Union für den Mittelmeerraum eine territoriale Dimension; indem sie zur Festlegung unserer Prioritäten sowie zur Stärkung der Öffentlichkeitswirksamkeit unserer Arbeiten und Aktivitäten beiträgt, gewährleistet sie, dass die Partnerschaft Europa-Mittelmeer den Interessen und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger besser gerecht wird. “
Die 100 Teilnehmer aus insgesamt 19 Ländern besichtigten La Cartuja in Sevilla, das Gelände der Weltausstellung von 1992, das in der Folge zu einem Gewerbegebiet und Gründerzentrum umfunktioniert wurde und heute 450 Unternehmen mit 17 000 Mitarbeitern beherbergt. Bei dieser Gelegenheit wies der Bürgermeister von Sevilla Juan Espadas (ES/SPE) darauf hin, dass „der Stadtrat neue Strategien entwickelt hat, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, wobei der Schwerpunkt auf der Ausbildung und Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen liegt. Sevilla verfügt über ein überaus wertvolles Humankapital. Das Unternehmertum ist die DNA unserer Stadt. Daher freue ich mich ganz besonders darüber, dass die erste Verleihung der ARLEM-Auszeichnung für Jungunternehmer in unserer Stadt stattfindet.“
Im Rahmen der ARLEM-Sitzung wurde zudem ein Bericht über Jungunternehmertum im Mittelmeerraum angenommen, in dem eine Stärkung der Förderprogramme für Jungunternehmer wie MedUP! , Med4jobs und Next Society gefordert wird, um die wirtschaftliche Entwicklung im südlichen Mittelmeerraum zu unterstützen. Die ARLEM vertritt darin die Auffassung, dass die EU Programme auflegen sollte, um Jungunternehmern aus Nordafrika und dem Nahen Osten die Möglichkeit zur Teilnahme an Schulungen durch erfahrene Unternehmer in einem der 28 EU - Mitgliedstaaten zu geben.
Der Berichterstatter Olgierd Geblewicz (PL/EVP) , Marschall der Woiwodschaft Zachodniopomorskie (Westpommern) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass “ das Jungunternehmertum gefördert werden muss, um die lokalen Gemeinschaften neu zu beleben, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, das Wirtschaftswachstum zu stärken und die soziale Sicherheit zu verbessern. Wir rufen die EU, die Vereinten Nationen und die nationalen Regierungen im gesamten Europa-Mittelmeerraum dazu auf, Berufsbildungsprogramme aufzulegen und für die Vergabe von Kleinstkrediten an Jungunternehmer zu sorgen. Die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften sollten umfassend in die arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischen Maßnahmen eingebunden werden, da sie am besten in der Lage sind, Programme durchzuführen, die auf den tatsächlichen Bedarf vor Ort zugeschnitten sind. “
Darüber hinaus wurde ein Bericht zum Thema Governance und Transparenz im Mittelmeerraum angenommen, für den der Bürgermeister der türkischen Stadt Hatay Lütfü Savas als Berichterstatter verantwortlich zeichnete. Gefordert wird darin mehr Dezentralisierung in der Region, da dies ein Weg sei, um das gegenwärtige Problem des Misstrauens gegenüber staatlichen Einrichtungen anzugehen. Durch die Stärkung der lokalen Gebietskörperschaften könnten sich die Bürgerinnen und Bürger aktiver in die Beschlussfassungsprozesse einbringen. Zudem sollten die Haushalte der lokalen Gebietskörperschaften aufgestockt und ihre Steuererhebungskapazitäten gestärkt werden, damit in neue Projekte in prioritären Bereichen investiert werden könne.
Des Weiteren fand ein gemeinsam von der Konferenz der peripheren Küstenregionen (KPKR) und der Arbeitsgemeinschaft europäischer Grenzregionen (AEBR) veranstalteter Workshop zum Thema Migration statt, bei dem die Rolle der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften bei der Aufnahme und Integration von Migranten im Mittelpunkt stand.
Auch die Nikosia-Initiative , ein dezentrales Kooperationsprogramm zwischen Bürgermeistern aus der EU und Libyen, war Gegenstand der Gespräche. Aufgrund des Erfolgs der Austauschprogramme mit der Region FriaulJulisch Venetien im Bereich der nachhaltigen Fischerei sowie mit Murcia im Bereich der Wasserbewirtschaftung plant die ARLEM eine Ausweitung der Initiative mit zusätzlichen Haushaltsmitteln und Austauschprogrammen und hat bereits neue Partner – etwa die Regionalregierung Galiciens und die Stadt Sevilla – begrüßt.
Hinweis für die Presse:
Die Versammlung der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften Europa-Mittelmeer (ARLEM) wurde vom Europäischen Ausschuss der Regionen im Jahr 2010 eingerichtet, um die Vertretung der gewählten Mandatsträger aus dem gesamten Mittelmeerraum bei der EU sowie der Union für den Mittelmeerraum sicherzustellen, den politischen Dialog in Gang zu halten und die interregionale Zusammenarbeit zu stärken. Der ARLEM gehören 80 Mitglieder und zwei Beobachter aus der EU und ihren Partnerländern im Mittelmeerraum an. Den gemeinsamen Vorsitz der ARLEM führen Karl-Heinz Lambertz, Präsident des AdR, und Mohamed Boudra, Bürgermeister der marokkanischen Stadt Al Hoceïma und Präsident der marokkanischen Vereinigung der Gemeinderatsvorsitzenden (AMPCC).Die Union für den Mittelmeerraum wurde 2008 gegründet. Sie ist eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Barcelona, der 43 Länder (davon alle 28 EU-Mitgliedstaaten) angehören.
Weitere Informationen über die ARLEM-Auszeichnung finden Sie in unserer Videoanimation .
Zudem können Sie sich die Video-Präsentation des Gewinners der ARLEM-Auszeichnung 2019 ansehen.
Ansprechpartner:
David Crous
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